Precedence: bulk
Hallo Evelin,
ja, so eine Bürgerkarte ist wirklich toll. Nur mehr eine Karte, nur ein
Geheimcode und somit immer alles gleich bei der Hand. Und wegen der Daten, was
soll da schon so Persönliches drauf sein?
1. Sanitätskarte: alle Blutwerte, Krankheiten, Gebrechen, Operationen,
Medikamentenkonsum, Arztbesuche...
2. Buskarte: wo man wann und wie oft hinfährt
3. Skipaß usw.: Freizeitaktivitäten, wann tut man was
4. Bancomat-Karte: ersichtliche Daten: Arbeitsplatz, Gehalt,
Kaufverhalten, Kontostand, Urlaubverhalten....
5. Bibliotheksausweis: was liest oder schaut man, wann und wie oft
6. den Zuständigen fallen schon noch ein paar Dinge ein, die interessant
(für sie oder für mich?) sein könnten
Und was gibt's sonst noch über mich zu wissen. Viel fällt mir nicht mehr ein.
Du kannst aus der Karte meinen Gesundheitszustand, meine finanzielle Situation,
mein Freizeitverhalten, mein Kaufverhalten und meine Interessen ablesen.
So lange die Karte und die Daten in sicheren Händen sind, wird schon nicht viel
passieren, auch wenn mir allein die Tatsache, dass sie alle so auf einen Klick
einsehbar sind, überhaupt nicht behagt.
Stell dir einmal vor, was weniger gute Menschen mit diesen Daten alles anfangen
könnten.
Interessant sind persönliche Daten z.B. für Versicherungen, Arbeitgeber,
Anbieter und Verkäufer jeder Art, aber auch für Betrüger, politische oder
andere Gegner...
Datensicherheit ist ein Märchen, für Interessierte gibt es viele Wege, an das
Gewünschte zu herankommen..
Na dann, George Orwell lässt grüßen!
Frohe Ostern
Margareth
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Von: owner-biblio-list@provinz.bz.it im Auftrag von Direktion - Bibliothek
Sterzing
Gesendet: Di 30.03.2010 15:20
An: roland.zwerger@gemeinde.neumarkt.bz.it; biblio-list
Betreff: AW: Unkenruf (?) gegen Bürgerkarte
Lieber Roland,
was gibt es da so persönlichen Daten, dass sie nicht auf einer Karte
gespeichert werden sollten und es nicht schon bereits sind (siehe
Sanitätskarte) ?
Eine eigene Bibliothekskarte für Südtirol finde ich einen Blödsinn, aber dass
wir auf einer Bürgerkarte gespeichert sind, mit welcher die Menschen nicht nur
evtw. Skifahren, Bus fahren...können, sondern auch in jeder Bibliothek
ausleihen, wäre doch super!
Pfiati,
Evelin
FROHE OSTERN!
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: owner-biblio-list@provinz.bz.it [mailto:owner-biblio-list@provinz.bz.it]
Im Auftrag von Roland Zwerger
Gesendet: Dienstag, 30. März 2010 11:50
An: biblio-list@provinz.bz.it
Betreff: Unkenruf (?) gegen Bürgerkarte
Precedence: bulk
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
manche glauben also immer noch an die "schöne, neue Welt". Ich lese
gerade einen zum Thema passenden holländischen Bestseller,
"Die Zelle" von Charles den Tex. Es geht darin um "Diebstahl" und
Missbrauch der Identität durch jemand anderen.
Wir arbeiten wie Eppan und Naturns mit dem System EasyCheck, wobei die
Leser mit ihrem Leserausweis, der einen Chip enthält, selbst ausleihen
können (in Eppan sogar müssen). Gar einige haben den Ausweis bereits
verloren, in der Mehrzahl mag er nur zuhause verschollen sein, es ist
aber auch vorgekommen, dass er samt Geldbörse enwendet wurde. Kaum
einmal wurde es uns gleich gemeldet, wie auf dem Ausweis gefordert. In
der Zeit vor der Ungültigermachung im Programm hätte der Finder oder
Dieb also in der Bibliothek Ausleihen vornehmen können. Das ist bisher
zum Glück noch nicht vorgekommen.
Vorgekommen ist bekanntlich, dass Bankomatkarten missbraucht wurden.
Warum soll nicht auch die "Bürgerkarte" geklont und missbraucht werden
können? Ist alles nur eine Frage der Zeit.
Ich möchte nicht, dass allzuviele persönlichen Daten von mir auf einer
einzigen Karte gespeichert werden.
Wie soll das übrigens mit den "Bürgerkarten" für Kinder aussehen?
Ich wiederhole, was ich schon öfter geäußert habe: Ich halte auch den
landesweit gültigen Leserausweis für keine besonders gute Idee.
"Eintagsfliegen" in der Bibliothek, d.h. auswärtige Besucher, die
zufällig einmal in die Bibliothek geraten und etwas Interessantes
finden, müssen überdurchschnittlich oft gemahnt werden, und nicht selten
sind die entliehenen Sachen unwiederbringlich verloren!
In einem deutschen TV-Sender habe ich vor Kurzem eine Dokumentation über
den Aufwand gesehen, der heute mit EDV getrieben wird. Nur ganz Naive
glauben, dass das fast nichts kostet. Das Beispiel war Hessen, doch die
"Bürgerkarte" für alle Südtiroler hat auch nicht mehr auf ein paar
Festplättchen Platz.
Die IT-Branche lebt ganz gut, aber zum Teil auf Kosten von jenen, denen
es finanziell längst nicht mehr gut geht - dasselbe kann man bekanntlich
auch von den Politikern sagen.
In neugieriger Erwartung auf Stellungnahmen von Mitdenkerinnen
Roland
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