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"Ich mag Seepferdchen. Bei denen werden die Männchen schwanger." (Luba u

To: bibmail@bvoe.at, biblio-list@provinz.bz.it
Subject: "Ich mag Seepferdchen. Bei denen werden die Männchen schwanger." (Luba und andere Kleinigkeiten)
From: Kurt Gritsch <kurt.gritsch@gmail.com>
Date: Wed, 8 Aug 2018 13:41:30 +0200
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Sehr geehrte Damen und Herren,

Selma Mahlknecht (https://www.facebook.com/selmamahlknechtofficial/) bietet derzeit wieder Lesungen ihres feministischen Romans "Luba und andere Kleinigkeiten" (siehe Leseprobe Buchanfang weiter unten) an.

Es ist ein Roman über die Auseinandersetzung einer Frau mit Themen wie Schwangerschaft, Karriere, gesellschaftliche Bedeutung der Mutterschaft etc., bei dem es zugleich immer wieder eine ironische Brechung gibt, so dass das Buch trotz seiner Tiefe eine gewisse Leichtigkeit bewahrt. Besonders humorvolle Passagen werden live zu zweit vorgetragen, wie hier beim gefilmten Dialog "Lavendelseife": https://www.youtube.com/watch?v=NAio2DsxxGs

Für nähere Informationen stehe ich gerne zur Verfügung!
Mit freundlichen Grüßen

Kurt Gritsch, Zernez (CH)
kurt.gritsch@gmail.com
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Textausschnitt "Luba und andere Kleinigkeiten", Edition Raetia 2016, S. 7-8.

Dienstag, 13. Juni,  22h

Da ist er, der doppelte Streifen. Ich habe dumpf damit gerechnet, und doch sitze ich jetzt wie gelähmt auf dem Klodeckel. Kein Gedanke, kein „oh nein“, kein „was jetzt“. Das erste, was mir nach einer Weile einfällt, ist ein Klischee. Frau mit gespreizten Beinen auf Liege in schneeweißem Zimmer. Arzt, der nicht recht weiß, wie er es sagen soll. „Gratuliere, Sie sind...“ oder doch eher: „Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass...“? Ich habe den doppelten Streifen. Ich stehe auf, trete zum Waschbecken. „Leider muss ich dir gratulieren“, sage ich zu meinem Spiegelbild.

Noch weiß keiner davon. Noch sind wir ganz unter uns. Der Punkt und ich. Das Stäubchen. Noch ist es nicht viel mehr als eine Zellenanhäufung. Aber es brodelt. Ein kleiner Urknall ist Zugange in meinem Bauch, ein neues Universum entsteht da drinnen zwischen meinen Speckröllchen und den Säften, die herumgeschoben werden. Ich werde umgebaut. Innerlich restrukturiert. Auf Mutter getrimmt. Bald werden mich die Hormone in eine Wahnsinnige verwandelt haben. In einen gluckegewordenen Beschützerinstinkt. Brustpumpe und Wegwerfwindel werden meine Welt sein. Ich werde keine Wahl mehr haben. Aber das Schlimmste: Auch in den Augen der anderen werde ich nur noch Mutter sein. Ein eindimensionales, nie wieder in eine vernünftige Konfektionsgröße passendes Kummerspeckungetüm, mit dem man nur noch über den Stuhlgang seines Säuglings oder höchstens noch über dessen Probleme mit dem Bäuerchen reden kann.

Ich will es noch für mich behalten. Will mit meiner Angst noch ein bisschen allein sein. Noch ein bisschen normales Leben spielen, wissend, dass damit ein für allemal Schluss ist. Ich will mich alleine herantasten an diesen winzigen Stern, der in mir aufzuglühen beginnt. Will keine guten Ratschläge der anderen, die plötzlich alles besser wissen werden. Noch gehöre ich mir allein. Noch gehört es mir allein. Heute Nacht werde ich nicht schlafen.

Mittwoch, 14. Juni, 8h

Habe geschlafen wie ein Murmeltier. Bin am Morgen noch eine Viertelstunde wach im Bett und gelegen und habe darauf gewartet, dass mir schlecht wird. Nichts. Ich fühle mich noch genauso an wie in meinem alten Leben. Irgendwie enttäuschend.

15h

Im Laufe des Tages strenge Selbstbeobachtung. Ich blicke öfter nach Kinderwagen. Als im Café ein Baby zu schreien beginnt, fühle ich mich ertappt. Und in der Straßenbahn denke ich über Namen nach. Momentaner Favorit: Bernadette.

 23:24h

Das mit Bernadette müssen die Hormone sein. Jetzt klingt der Name abstrus. Ich verwerfe ihn dennoch nicht, sondern konserviere ihn als Mahnmal.


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