Hallo Elke,
die tollen Anregungen von Roswitha möchte ich gerne
ergänzen: von meiner Arbeit in einem Tourismusverein kenne ich die
Schwierigkeit mit Gästen "mit schlechter Energie" - leider gibt es Menschen,
die im Urlaub nur nach Dingen suchen, die sie schlecht finden und
kritisieren können, und im August treten sie hierzulande tatsächlich zahlreicher
auf.
Ihr könntet eine schriftliche Erklärung eurer
Tätigkeit mit Erklärung zu euren Zielgruppen und dem daraus
folgenden Bestandskonzept auch in italienischer Sprache verfassen (also ein
Bibliotheksinfoblatt, das nicht nur auf die deutschsprachigen oder die
einheimischen Nutzer zielt) und es (spätestens im August) nach Möglichkeit schon
vor der Bibliothek aushängen und natürlich in der Bibliothek aufliegen lassen.
Außerdem würde ich die Profis im Umgang mit den Gästen in eurem Ort, also
Tourismusverein und Gastwirte, mit ins Boot holen: informiert die
Mitarbeiter der Infobüros über eure Tätigkeit (und eure Erfahrungen mit
Gästen als Nutzer der Bibliothek) und lasst auch dort die vorgeschlagenen Infos
zur Bibliothek aufliegen. Wenn Gäste schon vor dem Besuch eurer Einrichtung über
eure Ausrichtung und euer Angebot informiert sind, kommen sie nicht
mehr mit falschen Erwartungen zu euch.
Damit du und deine Mitarbeiter nicht trotzdem
ständig in solche unwürdigen Diskussionen mit den ganz hartnäckigen
Kritikern verwickelt werdet, schlage ich euch ein "Beschwerdeformular" vor:
reicht dem Gast in aller Freundlichkeit und Gelassenheit einen
(vorbereiteten) Zettel, auf dem er all seine Anregungen schriftlich formulieren
kann. Viel schlechte Energie wird da bereits beim Schreiben abgebaut...
allerdings sollte auf eine schriftliche und nicht anonyme Beschwerde auch
eine schriftliche Antwort gegeben werden (mit den Argumenten, die ihr in einem
Infoblatt aufzählen würdet, an jene Adresse, die der Gast auf dem Formular
angibt).
Liebe Grüße
Petra
----- Original Message -----
Sent: Saturday, August 01, 2009 12:00
PM
Subject: AW: Touristen in der
Bibliothek
Precedence: bulk
Hallo Elke!
Wir wissen
beide, wie prikär die Situation in der Hochsaison ist. Deine Argumente sind
sehr wohl stichhaltig. Euren Etat für die richtigen Benutzergruppen zu
investieren, korrekt. Du hast selbst beobachtet, dass dieser Engpass lediglich
im August ist. Wie wäre es mit einem Buchpaket (oder zwei) mit italienischer
Lektüre? Idealerweise auch Bestseller? Vielleicht findest du in Bozen eine
gute Partnerbibliothek oder die Tessmann? Die Bibliotheken in Bozen sind
aufgrund der großen Hitze sicher seltener besucht. Oder auch
italienischsprachige Medien aus einer Schulbibliothek der Oberschule? Diese
Medien stehen im Sommer unbenutzt im Regal...
Und die andere Seite:
Seht als Team eure Erfolge. Bestimmte Menschen verströmen schlechte Energie.
Dast ist deren eigener Zustand und Unzufriedenheit und hat nichts mit euch zu
tun. Ihr arbeitet gut und investiert die Finanzmittel für den größeren
deutschsprachigen Anteil der Bevölkerung und stellt alternativ auch ital.
Medien zur Auswahl.
Buchpakete sind das schönste Geschenk, das einem
ein Bibliothekskollege machten kann! Größere Auswahl für die Leser, easy
Beschaffung, schnell eingearbeitet und genauso schnell wieder
retourniert!
Ein schönes Wochenende und viel
Kraft! Roswitha
----- Ursprüngliche Mail ---- Von:
Bibliothek <bibliothek@gemeinde.voels.bz.it> An:
"Biblio-List@Provinz. Bz. It" <biblio-list@provinz.bz.it> Gesendet:
Samstag, den 1. August 2009, 11:40:58 Uhr Betreff: Touristen in der
Bibliothek
*Liebe Kolleginnen und Kollegen (aus Ortschaften mit vielen
Touristen)!*
Vielleicht habt auch ihr jedes Jahr im August dasselbe
Problem wie wir in Völs: Scharenweise ströhmen italienische Touristen in
die Bibliothek, begutachten diese und regen sich dann ohne Manieren, lauthals
über den geringen ital. Bestand (wir haben ca. 400 ital. Bücher, bei einem
Bestand von 7000 und eine ital. Tageszeitung (Corriere della
sera))auf! Sobald man ihnen geduldig die Situation erklärt,(Medien werden
meist nur im August gebraucht, unsere Zielgruppe sind die Einheimischen, sie
dürfen aber die Bibliothek auch gerne benutzen...) regen sie sich furchtbar
auf, und beharren darauf, wie wichtig die italienischen Touristen für uns
sind, dass unsere Argumente unmöglich sind, teilweise kommen sie auch noch mit
faschistischem Gedankengut an, beschimpfen uns und es endet dann damit, dass
sie zornig die Bibliothek verlassen! Man braucht SUPER Nerven, es ist an
manchen (Regen)Tagen nicht zu ertragen! (Meine Mitarbeiterinnen mögen im
August nur noch sehr ungern den Ausleihdienst machen!)
Nun meine
Frage an Euch: Wie geht Ihr mit diesem Problem, das sicher nicht nur bei uns
auftaucht um? Müssen wir uns das wirklich gefallen lassen? (Mir würde im
Urlaub nie einfallen, in eine Bibliothek zu gehen, und dort die
BibliothearInnen zu beschimpfen) Kann es sein, dass bei einer großen
Bibliothek wie bei uns, die Menschen zu hohe Erwartungen setzen und zu viel
verlangen?
Vielleicht hat jemand Zeit, für einen Antwort, bzw.
Erfahrungsaustausch, oder vielleicht hat jemand eine gute Lösung
gefunden? Danke und lieben Gruß aus Völs Elke
PS: Ich möchte
nicht, dass der Gedanke entsteht, dass ich generell etwas gegen Italiener
habe!
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