Mit einiger Verwunderung haben wir die Mails betreffend die
Kritik an der Einführung der neuen ESSB gelesen. Als ebenfalls betroffene
Testbibliothek möchten wir die Umstellung kurz aus unserer Sicht darlegen und
unsere Erfahrungen schildern:
Nicht nachvollziehen können wir die Aussage, dass die
Testbibliotheken als nur „pro forma“ fungiert hätten. Die Einwände
und Änderungsvorschläge (deren es zahlreiche gab) wurden sehr wohl ernst
genommen und fanden auch Berücksichtigung. Dies hat einige Male zu einer
neuerlichen Umsystematisierung von einzelnen Teilbereichen geführt und uns
damit Mehrarbeit bereitet, was allerdings in einer Testphase in Kauf genommen
werden muss. Bei jedem Sachgebiet fand zu Beginn der Umstellung eine Vorbesprechung
statt sowie nach dessen Abschluss eine Nachbesprechung. Auch während der
Umstellungsphase der einzelnen Sachgebiete standen wir in ständigem Kontakt
sowohl zum Amt für Bibliotheken und Lesen als auch zum Bibliotheksverband. Was
die Treffen zwischen den beiden Testbibliotheken anbelangt, so hat tatsächlich
nur zu Beginn der Umstellung, im Dezember 2001, ein Treffen in Olang
stattgefunden. Weitere Treffen kamen nicht zustande, weil wir schlichtweg nicht
den Wunsch danach geäußert haben, da es uns nicht notwendig erschien. Was die
Dauer der Testphase betrifft, so wurden uns für die Umstellung pro Sachgebiet
drei Monate Zeit eingeräumt. Tatsächlich haben wir diese drei Monate bei
einigen Sachgebieten überschritten und so die Testphase verlängert. Insgesamt
wurden in etwa 13.000 Bücher umsystematisiert.
Grundsätzlich muss gesagt werden, dass die Umstellung des
Sachbuchbestandes auf die neue ESSB unserer Bibliothek sehr viele Vorteile
gebracht hat. Zum einen haben wir die Überarbeitung zum Anlass genommen den
Bestand kritisch unter die Lupe zu nehmen und veraltete Bücher auszuscheiden,
zum anderen wurden wir auf Lücken und Mängel im Bestand aufmerksam und konnten
diese durch Neuankäufe ausgleichen. Dies hat zu einem nicht zu unterschätzenden
Qualitätssprung geführt und ganz wesentlich dazu beigetragen, dass die
Sachbuchbestände kundenorientierter gestaltet werden konnten. Deutlich wird
dies durch die zahlreichen positiven Rückmeldungen unserer Kunden. Als
besonders interessant möchten wir noch die Tatsache anmerken, dass jeweils der
Umsatz der überarbeiteten Sachgebiete deutlich gestiegen ist. Die anfängliche
Sorge, dass während der Umstellungsphase ein heilloses Chaos ausbricht und
sowohl Mitarbeiter als auch Kunden nichts mehr finden, hat sich nicht bewahrheitet.
Es hat während der gesamten Dauer der Überarbeitung nicht eine Beanstandung
gegeben und dies ist umso erstaunlicher, da die Stadtbibliothek doch einen
relativ großen Sachbuchbestand hat.
Zusammenfassend möchten wir sagen, dass wir es keineswegs
bereuen uns als Testbibliothek zur Verfügung gestellt zu haben und mit der
neuen Systematik mehr als zufrieden sind. Wir können jeder Bibliothek nur empfehlen,
sich zumindest Gedanken über eine Umstellung zu machen, da der Nutzen für den
Kunden und damit für die Bibliothek von eminenter Bedeutung ist und den
zugegebenermaßen enormen Arbeitsaufwand auf alle Fälle rechtfertigt.
Mit freundlichen Grüßen
Bruno Kaser und Claudia Bianchi
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