Precedence: bulk
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich leite euch eine interessante E-Mail aus der österreichischen
Schulbibliotheksmailingliste weiter.
Ein Besuch auf der Homepage des IFAK, des Instituts für angewandte
Kindermedienforschung, zahlt sich aus:
http://www.ifak-kindermedien.de/index.php
LG
Markus Fritz
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: schulbiblist-bounces@bvoe.at [mailto:schulbiblist-bounces@bvoe.at] Im
Auftrag von Timo Davogg
Gesendet: Samstag, 18. Dezember 2004 17:38
An: Schulbibliotheken
Betreff: [SB] Jungen lieben Helden - Mädchen mögen Hexen
Jungen lieben Helden - Mädchen mögen Hexen - Bibliotheken sollten sich am
Medienverhalten der Kinder orientieren
Helden, starke Kämpfer und Magier sind die Lieblingsfiguren von Jungen in
Deutschland. Mädchen identifizieren sich vorrangig mit Hexen, Zauberern oder
Feen. Kennen gelernt haben sie diese Medienfreunde vor allem im Fernsehen. Das
hat eine Untersuchung des Instituts für angewandte Kindermedienforschung
(IfaK) der Stuttgarter Hochschule der Medien im Wintersemester 2003/2004
ergeben.
Die Medienforscher haben 1246 Kinder im Alter von drei bis 13 Jahren, darunter
650 Mädchen, nach ihren Lieblingsmedienfiguren gefragt. Da Kinder heute auf
eine Vielzahl von Medienangeboten zugreifen können, teilen sich ihre Vorlieben
auf eine beeindruckend große Zahl von Mediencharakteren auf: Jedes zweite Kind
(660) nannte eine andere Lieblingsfigur. Etwa drei Viertel der Charaktere
wurden nur einmal oder von maximal zwei Kindern genannt. Favoriten der drei bis
13-Jährigen sind Harry Potter und Bibi Blocksberg, gefolgt von Harrys Freundin
Hermine, Pippi Langstrumpf und Yu-Gi-Oh.
Hanni und Nanni nicht mehr in
Für 35 Prozent der Jungen sind Helden und starke Kämpfer die Figuren, an denen
sie sich orientieren. Danach kommen Zauberer und Magier, vor Fußballspielern,
Hitparaden- und Hollywood-Stars. Schräge Figuren wie "Bernd das Brot" oder
"Sponge Bob" werden nur im Einzelfall als Identifikationsobjekt genutzt und
eher als Freunde gewünscht. Mit Vatertypen wie Peter Lustig identifizieren
Kinder sich nur selten. Mädchen orientieren sich vorrangig an Hexen oder Feen
(40 Prozent). Klassische Mädchenbuchcharaktere wie "Hanni und Nanni" wurden
deutlich zurückgedrängt. Hitparaden-Stars oder die Hauptdarstellerinnen von
Soaps wie etwa Jeannette Biedermann oder Yvonne Catterfeld nennen 15 Prozent
der Mädchen als Lieblingsfiguren. Mit Kämpferinnen oder mütterlichen Typen
identifizieren sie sich fast nie. Auch Sportlerinnen, schräge Figuren wie "Mr.
Bean" oder kluge Frauen werden nur im Einzelfall genannt.
Entscheidend: Das Fernsehangebot
Kennen lernen die Jungen und Mädchen ihre Freunde vor allem im Fernsehen. Etwa
30 Prozent der Lieblingsfiguren stammen aus Kinderserien, zum Beispiel
"Sabrina" oder "Bob der Baumeister", "Wickie" und "Pippi Langstrumpf" oder
"Yu-Gi-Oh". Zehn Prozent kommen aus Disney-Filmen ("König der Löwen") oder aus
Vorabendserien, wie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten". Ebenfalls zehn Prozent
stammen aus Star-Such- und Casting-Formaten, Musik-Clips und Shows. Aber auch
in Büchern entdecken zehn Prozent der Kinder ihre Lieblingsfiguren. Neben
"Harry Potter" werden "Felix der Hase" oder "Der kleine Eisbär" genannt.
Hörspielserien sind dagegen weniger wichtig (sieben Prozent).
Populäre Medien anbieten
"Kinder finden heute ein größeres Medienangebot vor und differenzieren stärker
aus", erklärt Professor Dr. Horst Heidtmann, geschäftsführender Leiter des IfaK
und verantwortlich für die Studie. Deshalb seien Kinder- und Jugendbibliotheken
gefordert, die Interessen ihrer Nutzer vermehrt zu berücksichtigen und sich an
den aktuellen Trends zu orientieren, so Heidtmann weiter. Wenn sie attraktiv
sein wollten, müssten sie alle populären Medien und Formate anbieten.
Auffallend fanden die Stuttgarter Forscher auch die deutlich gestiegene
Beliebtheit von Hexen und Zauberern. "Omnipotenzvorstellungen können heute
möglicherweise intensiver ausgelebt werden und auch die bei Kindern ohnehin
angelegten Neigungen zum Narzissmus eher bestärken als kognitive oder soziale
Kompetenzen zu fördern", vermutet der Kindermedienexperte.
Weitere Informationen unter:
www.ifak-kindermedien.de
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