EURAC library: Märchen aus Tschetschenien
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Seit Jahrhunderten existiert im konfliktgeschüttelten
Kaukasusstaat Tschetschenien eine lebendige mündlich überlieferte
Märchentradition. In dem Buch "Wer ist der Größte?" hat der
tschetschenische Nationaldichter Apti Bisultanov diese erstmals
eingefangen und niedergeschrieben. Die Südtiroler Sprach- und
Literaturwissenschaftlerin Sabine Richter hat das Märchenbuch ins
Deutsche übersetzt. Gemeinsam mit dem Sohn des Autors Arzo Bisultanov
stellt sie die im Provinz-Verlag erschienene deutsche Übersetzung am
Mittwoch, den 23. November ab 18 Uhr in der EURAC library
vor.
Drei Märchen illustrieren in teils sinnierenden teils
lustigen Bildern die tschetschnische Bauernkultur, die am Kaukasus seit
Jahrtausenden existierte. In der Sowjetzeit mussten die Märchen
umformuliert werden, um sie dem System anzupassen. Nach dem Zerfall des
Ostblocks und dem offiziellen Kriegsende mit Russland erzählt man die
Märchen heute wieder in der alten Landessprache. "Viele literarische
Quellen gibt es in Tschetschenien nicht mehr", erläutert Sabine Richter.
"Die meisten Bücher sind verbrannt." Heute schreiben junge Tschetschenen
in Internetforen von ihrer Tradition und Kultur, um diese am Leben zu
erhalten. Das Märchenbuch ist Teil des neuen literarischen Aufbegehrens
gegen das Vergessen. Es enthält neben der deutschen Übersetzung je auch
den Originaltext in tschetschenischer Sprache.
Der von dem Verein
für Entwicklungshilfe SüdWelt-MondoSud ONLUS organisierte
Märchenabend schließt aus literarischem Blickwinkel die
Veranstaltungsreihe an der EURAC zur Tschetschenien-Thematik ab. Diese
hatte mit der Ausstellung Emergency Biennale im Oktober begonnen. Drei Wochen lang
hatte das Forschungsinstitut die Bozner Etappe
der Emergency Biennale beherbergt. Ziel der Initiative ist es,
Kunstwerke auf die Reise durch möglichst viele Länder der Erde zu
schicken, um auf die Situation in Tschetschenien aufmerksam machen möchte.
Dort herrschen auch nach offizieller Beendigung des Krieges mit Russland
noch immer blutige Konflikte zwischen tschetschenischen Aufständischen und
den russischen Militärkräften.
Die Herausgabe des Märchenbuches
ist Teil eines Entwicklungshilfeprojekts. Der Gewinn dient der
Finanzierung eines Kindergartens im tschetschenischen Dorf Samaschki.
Termin: Mittwoch, 23.November 2005, 18 Uhr, EURAC
library
Für weitere Informationen: Annelie Bortolotti, Tel.
0471 ? 055 031,
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