biblio-list
[Top]

Anmerkungen zur neuen Systematik

To: <biblio-list@provinz.bz.it>
Subject: Anmerkungen zur neuen Systematik
From: "Christina Hainz" <christina.hainz@cheapnet.it>
Date: Fri, 3 Feb 2006 21:40:42 +0100
Importance: Normal
Sender: owner-biblio-list@provinz.bz.it
Precedence: bulk

Anmerkungen zur neuen Systematik

Mit Beginn des neuen Jahres werden vom Amt für Bibliotheken und Lesen und
vom Bibliotheksverband die Forderung gestellt, die Bestände auf die neue
Systematik umzustellen. Dies haben wir, Doris Grüner (Öffentliche Bibliothek
Olang), Irmgard Parigger (Öffentliche Bibliotheken Vintl), Christine Hainz
Zöggeler (Öffentliche Bibliothek Pfalzen), Eva Moser (Schulbibliothek
HOB-Bruneck) und Anna Aschbacher (Stadtbibliothek Bruneck) zum Anlass
genommen, die Vorgangsweise der Umsetzung der neuen ESSB kritisch unter die
Lupe zu nehmen Die Ergebnisse möchten wir den anderen Bibliotheken nicht
vorenthalten. Wir verstehen die untenstehenden Kritikpunkte als Basis zu
einer ? hoffentlich ? regen Diskussion und möchten diese auch in Form eines
Artikels in der nächsten Zeitschrift ?Zum Lesen? veröffentlichen.

Alle Anwesenden finden, dass eine rundum Erneuerung der Systematik (die alte
stammt aus dem Jahr 1978) mehr als notwendig war und dass wir auf keinen
Fall die neue ESSB kritisieren möchten, sondern einzig und allein die
Vorgehensweise bei der Umsetzung derselben.
Eine Systematik sollte ein Zeichen für eine stärkere Vereinheitlichung im
öffentlichen Bibliothekswesen sein; leider sehen wir bei der Einführung und
Umsetzung dieser einige Probleme und somit die Gefahr, dass gerade durch die
neue Systematik die angestrebte Vereinheitlichung nicht erzielt wird.

1. Mangelnde Informationen, dass es eine neue Systematik gibt
In Gesprächen mit ehrenamtlichen Mitarbeitern von Bibliotheken wurde klar,
dass die Information, über eine neue Systematik mit 1. Januar 2006 nicht an
alle weitergegeben wurde. Es wurde hier, unserer Meinung nach versäumt, alle
zu informieren, dass man in Zukunft mit einer neuen Systematik arbeiten
muss.

2. Die Testphase
Bei der Umarbeitung der einzelnen Bereiche gab es zwei Testbibliotheken
(Olang und Brixen), die ihre Bereiche nach und nach umsystematisierten.
Diese Testbibliotheken wurden ausgewählt, um zu prüfen, ob die Ausarbeitung
in der Praxis Sinn macht; eine Testphase sollte als dynamischer Prozess
verstanden werden. Leider wurde hier auf einige Einwände oder
Änderungsvorschläge kaum eingegangen. Es entstand der Eindruck, dass die
Testbibliotheken nur ?pro forma? fungieren sollten. Und am Rande bemerkt,
wieso wurde keine Schulbibliothek als Testbibliothek miteinbezogen?

3. Abschluss der Testphase
Im Dezember 2005 wurde die Testphase abgeschlossen. Es gab weder
Erfahrungsgespräche zwischen den Leitern der Testbibliotheken während der
Testphase, noch gab es ein Abschlussgespräch. Gewünscht hätte man sich auch
ein Treffen der Bibliothekare, bei dem die Leiter der Testbibliotheken über
ihre Arbeit, Erfahrungen, Probleme berichten hätten können.
Insgesamt ist hier die Vorgangsweise etwas fragwürdig und die Anlaufzeit zur
Umsetzung zu kurz.
Die Testbibliotheken haben Ende Dezember ihre Arbeit abgeschlossen und
bereits am 1. Januar soll die Systematik umgesetzt werden?!

4. Umsetzung
Könnte man nicht vorher ausgewählte oder freiwillige Bibliotheken suchen,
die nun die neue Systematik umsetzen?
Die überstürzte Anwendung der neuen Systematik bringt in den Bibliotheken
eine chaotische Aufstellung der Medien mit sich, voraussichtlich für Jahre.
Das soll nicht die Absicht von Benutzerorientierung und Einheitlichkeit
sein.
Die Aktualisierung der ESSB anstelle der Einführung einer Systematik aus
Deutschland war auch deshalb gewünscht, um die schrittweise Umstellung zu
ermöglichen. Werden in Deutschland ganze Bibliotheken umsystematisiert ?


5. Arbeitsaufwand / Hilfestellung
Der Arbeitsaufwand bei der Umsetzung ist enorm. Erfahrungswerte zeigen, dass
man pro Medium 5 ? 10 Minuten braucht. Hat man bedacht, dass dieser
zusätzliche Arbeitsaufwand vor allem für die engagierten ehrenamtlichen
Mitarbeiter demotivierend ist, vor allem jetzt wo Umstellung auf Bibliotheca
2000 und das Bibliothekskonzept anstehen.
Welche Hilfestellung werden die Bibliotheken vom Amt und vom BVS erhalten?
Begrenzen sich diese allein auf die Übungsnachmittage in den Bezirken? Wäre
es möglich Fachleute zu den einzelnen Bereiche einzusetzen, die bei
Systematisierungsproblemen behilflich sind?

Bibliotheken, die sich entschließen den Altbestand vom BVS bearbeiten zu
lassen möchten auch wissen, wie viel die Bearbeitung von einem Medium
kostet.





<Vorheriger Titel] Aktueller Titel [Nächster Titel>
  • Anmerkungen zur neuen Systematik, Christina Hainz <=