Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Leserinnen und Leser,
Nach den Lesungen mit Ulrich Peltzer und Thomas Meinecke setzen die Bücherwürmer in Lana das Herbstprogramm mit dem Augenmerk auf dem gesellschaftskritischen Aspekt in der Gegenwartsliteratur fort und präsentiert die neben Elfriede Jelinek wichtigste Schriftstellerin Österreichs, die das Thema von Macht und Geschlecht in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellt:
Marlene Streeruwitz
Kreuzungen.
(S. Fischer Verlag, 2008)
Donnerstag, 9. Oktober 2008, 20.00 Uhr
Literatur.Lana; Hofmannplatz 2
Moderation und Gespräch: Christine Vescoli
Das Buch, das im Sommer erschienen ist, hat einen Mann als Hauptfigur. Er ist reich, sogar extrem reich. Allerdings genügt ihm das immer noch nicht, er will zu den Allerreichsten der Welt gehören. So macht er sich auf, sein bisheriges Leben, aus dem sein Reichtum hervorgegangen ist, zu verlassen, um die Entgrenzung auszuloten, die ihm die Grenzenlosigkeit von Macht und Reichtum zu vergegenwärtigen imstande ist. Er verlässt Frau, seine Heimatstadt Wien und seine Therapeutin, um noch mehr Geld anzuhäufen. An diesem Punkt jedoch ändert sich der Mann. Aus seinem unerschütterlichen Selbstbewusstsein wird ein vorsichtiges Zweifeln, das schließlich in selbst zerstörerischen Handlungen mündet.
Marlene Streeruwitz hat ihre Geschichte unter dem Einfluss des Wahlerfolges von Nicolas Sarkozy geschrieben. Die Form des Romans, das Verschränken und Beschreiben von Motivketten, das detailgenaue Nachzeichnen eines Gedankenflusses, sind das poetische Instrument, mit dem die Autorin einer Persönlichkeit auf den Grund geht, für die Macht und Geld nicht mehr Mittel oder Standessymbole sind, sondern sexuelle, seelische und ästhetische Komponenten des Selbst.
"Marlene Streeruwitz ist eine gnadenlose Beobachterin unserer Gesellschaft.“ Ulrich Weinzierl, Die Welt
Marlene Streeruwitz, 1950 geboren, gehört zu jenen AutorInnen, deren Romane, Novellen und Theaterstücke eng mit einem theoretischen Hintergrund und einem politischen Engagement verbunden sind. Ausgehend von feministischer Theorie, beinhalten die Werke von Marlene Streeruwitz stets eine Gesellschaftskritik, die die Machtsysteme eines um sich greifenden Neoliberalismus und der Globalisierung als Zurichtungsapparate für das Individuum sieht. Derart sind die postmoderne Philosophie und Soziologie Folie im Werk von Marlene Streeruwitz, die mit sezierendem Blick einer Konsum-, Konsens- und Kapitalgesellschaft auf die Finger sieht.
Zu den letzten prosaischen Werken der mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Schriftstellerin gehören:
„Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin“ (2008); „Entfernung“ (2006); „Morire in levitate“ (2004); „Jessica, 30“ (2004); „Partygirl“ (2001).
Wir laden Sie herzlich zur Begegnung mit Marlene Streeruwitz ein und freuen uns auf Ihr Kommen.