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WG: Anno Neun - Kritische Essays / Die Geschichte des Andreas-Hofer-Myth

To: <biblio-list@provinz.bz.it>
Subject: WG: Anno Neun - Kritische Essays / Die Geschichte des Andreas-Hofer-Mythos
From: "Evi Weissteiner" <Evi.Weissteiner@gemeinde.bruneck.bz.it>
Date: Tue, 24 Feb 2009 11:27:46 +0100
Sender: owner-biblio-list@provinz.bz.it
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Thread-topic: Anno Neun - Kritische Essays / Die Geschichte des Andreas-Hofer-Mythos
Liebe Biblio-ListlerInnen,
 
 
Andreas Hofer ist gerade in aller Munde, und am kommenden Donnerstag, 26. Februar 2009 mit Beginn um 20.00 Uhr gibt es dazu auch eine Veranstaltung in der Stadtbibliothek Bruneck, Eingang Hintergasse: Wolfgang Knapp und der Innsbrucker Universitätsprofessor Helmut Reinalter stellen die Publikationen "Anno Neun - Kritische Essays" und "Die Geschichte des Andreas-Hofer-Mythos" vor.
 
 
 
 
 

Andreas Hofer und Tirols Erhebung 1809 aus kritischer Sicht

 

Die starke Neigung der konservativen Tiroler Geschichtsschreibung zum Heldentum zeigt sich am Beispiel Andreas Hofers und der Erhebung 1809 besonders deutlich. In diesem Zusammenhang stellt sich allerdings die Frage, wofür oder wogegen eigentlich die Tiroler gekämpft haben. Sicher gegen die Ideen der Aufklärung, die auch in Tirol abgeschwächt Fuß fassen konnten, für den Absolutismus und habsburgischen Obrigkeitsstaat, gegen die bürgerlichen Freiheiten, auch gegen das napoleonische System und den Zentralismus der Bayern. Dabei wird verdrängt, dass es neben den Tiroler Freiheitskämpfern auch oppositionelle Stimmen zum Aufstand 1809 gab. Diese kamen besonders aus dem liberalen Bürgertum der Städte, aus Intellektuellenkreisen und zum Teil auch aus dem gemäßigten Klerus. Wer denkt im Umfeld von 1809 auch an die zahlreichen Armen, Arbeitslosen und Arbeitsunfähigen (Kinder, Behinderte und Greise), deren an sich schon schwierige soziale Lage sich durch das Kriegsgeschehen noch weiter verschlechterte? Um 1809 gab es in Tirol ca. 43.500 Hilfsbedürftige und 15.500 Arme bei einer Gesamtwohnereinzahl von etwa 618.000 Menschen. Jeder zehnte Tiroler lebte demnach an der Grenze des Existenzminimums.

Auch diese Tatsachen sollten bei einer Gesamtbetrachtung der Ereignisse 1809 nicht vergessen werden. Was bedeutet nun aber 1809 für unsere Gegenwart? Wird häufig auf die Identitätskrise Tirols hingewiesen, so erschallt gleichzeitig der Ruf nach den Tugenden der Väter. Zur Entmythisierung gehört auch die Korrektur des vertrauten Andreas-Hofer-Bildes, weil dessen Persönlichkeit und die damit verbundene Erinnerungskultur von Mythen überzogen ist.
 
 
Auf Ihr Kommen freut sich die Stadtbibliothek Bruneck, das Archiv Bruneck und die Projektgruppe Forum 1809 (www.forum1809.org)
 
Dr. Evi Weissteiner
Bibliothekarin
Tel.: ++39 0474/55 42 92
Fax: ++39 0474/53 95 18
Stadtbibliothek Bruneck
Stadtgasse 63
I-39031 Bruneck (BZ)
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