Precedence: bulk
Sehr geehrter Herr Baumgartner,
vielen Dank für Ihre E-Mail - erlauben Sie mir bitte, dass ich aus
Anbietersicht (ich bin Bibliothekarischer Direktor bei der DiViBib
GmbH) hier eine Kleinigkeit korrigiere, da es sonst zu einer
Fehlinformation kommt: Die Onleihe ist keineswegs nur mit aktuellem
Windows-Betriebssystem nutzbar. Vielmehr sind die meisten E-Books
sowohl auf Windows-, Apple- als auch auf Linux-Rechnern nutzbar.
Während ich dies schreibe, sitze ich übrigens an einem Apple iMac und
habe parallel ein Onleihe-E-Book geöffnet... Wenn Sie sich zum
Beispiel diesen Titel der Münchner Stadtbibliothek ansehen, ist die
plattformübergreifende Nutzbarkeit in der Detailanzeige entsprechend
ausgewiesen: http://www.bibliothek-digital.de/muenchen/frontend/mediaInfo,0-244-352655215-100-0-0-0-0-0-0-0.html
Dass wir derzeit keine Musikinhalte und Hörbücher an Apple Nutzer
ausliefern können, finden wir auch überaus schade, es liegt aber nicht
an mangelndem Willen: Apple gibt sein Digital Rights Management (DRM),
genannt "Fairplay", bis auf weiteres nicht für Dritte frei, daher
können wir es auch nicht in die Onleihe integrieren. Ohne DRM ist aber
das Setzen einer Leihfrist technisch nicht möglich, sondern die
ausgeliehenen Titel wären endlos nutzbar. Das Verzichten auf ein DRM
ist bei Kaufinhalten ja durchaus sinnvoll, aber bei der Onleihe
benötigen wir es, da sonst kaum ein Verlag den Bibliotheken digitale
Inhalte zur Ausleihe anbieten würde - zumindest nicht zum Preis eines
normalen Titels.
In einem Punkt gebe ich Ihnen völlig recht: "Auch wenn Windows den
größten Marktanteil hat, sollten gerade Bibliotheken, die sich doch
der Vermittlung von Wissen verschrieben haben, darauf achten, dass
ihre Inhalte für so viele Nutzer als möglich zugänglich ist." Dieses
Ziel teilen wir auch, zumal unser Team auch zum Teil aus
Bibliothekaren (m/w) besteht. Umgekehrt darf aber unserer Überzeugung
nach nicht der Trend der vermehrten Nutzung digitaler Inhalte an
öffentlichen Bibliotheken vorbei gehen, sondern wir möchten ihnen
ermöglichen, dort selbst ein attraktives Angebot anzubieten. Dabei
arbeiten wir fortlaufend an der Verbesserung des Services, und werden
z.B. zur Frankfurter Buchmesse in zwei Wochen ein neues Release der
Onleihe veröffentlichen.
Dann wird es übrigens auch möglich sein, Titel direkt auf den E-Book-
Reader zu laden, was öffentliche Bibliotheken an der Spitze der
digitalen Medienentwicklung positioniert. Und ich will Ihre These mal
umdrehen und provokant fragen: Sollen Bibliotheken Nutzern eines E-
Book-Readers keine Inhalte bieten dürfen, weil sie gleichzeitig
derzeit iPod-Nutzer (noch) nicht mit digitalen Inhalten versorgen
können? Das würde auch bedeuten, dass ein Computerprogramm auf CD-ROM
nur dann von der Bibliothek angeschafft werden dürfte, wenn es für
alle Betriebssysteme vorliegen würde (und dann auch in drei Versionen
gekauft wird, mindestens)...
Aber ich denke, wir sind da gar nicht weit auseinander: Sie
formulieren mit der plattformübergreifenden Nutzbarkeit als Desiderat
ein Ideal, das wir teilen. Und wir arbeiten daran, uns dem anzunähern.
Wenn Sie Interesse an weiteren Informationen haben: Ich werde am 3.
November auf einer Veranstaltung zum Thema digitale Medien und
Bibliotheken in Bozen sein - eventuell gibt es dort oder auf der
Frankfurter Buchmesse Gelegenheit für einen Austausch? Das würde mich
sehr freuen!
Mit freundlichen Grüßen aus Wiesbaden
Christian Hasiewicz
Am 06.10.2009 um 20:05 schrieb Andreas Baumgartner:
Precedence: bulk
Daniel Weger schrieb:
In der Bibliothekswelt divergieren die Meinungen zu diesem
sicherlich öffentlichkeitswirksamen, aber inhaltlich wohl noch
wenig ausgereiften Angebot zurzeit stark.
Zu den Nachteilen, die der Historiker Klaus Graf im ORF-Artikel
genannt hat, kommt noch einer hinzu: Die Onleihe ist auf Grund des
Kopierschutzes nur mit aktuellen Windows-Betriebssystemen nutzbar.
Benutzer von anderen Systemen wie Linux oder Apple Macintosh bleiben
außen vor.
Auch wenn Windows den größten Marktanteil hat, sollten gerade
Bibliotheken, die sich doch der Vermittlung von Wissen verschrieben
haben, darauf achten, dass ihre Inhalte für so viele Nutzer als
möglich zugänglich ist.
Liebe Grüße,
Andreas Baumgartner
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Christian Hasiewicz
Bibliothekarischer Direktor
Fon: +49 (611) 36 00 49 18
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Deutschland
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