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Re: Digitale Inhalte in der Bibliothek?

To: biblio-list@provinz.bz.it
Subject: Re: Digitale Inhalte in der Bibliothek?
From: Christian Hasiewicz <christian.hasiewicz@divibib.com>
Date: Tue, 6 Oct 2009 21:38:02 +0200
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Sehr geehrter Herr Baumgartner,

vielen Dank für Ihre E-Mail - erlauben Sie mir bitte, dass ich aus Anbietersicht (ich bin Bibliothekarischer Direktor bei der DiViBib GmbH) hier eine Kleinigkeit korrigiere, da es sonst zu einer Fehlinformation kommt: Die Onleihe ist keineswegs nur mit aktuellem Windows-Betriebssystem nutzbar. Vielmehr sind die meisten E-Books sowohl auf Windows-, Apple- als auch auf Linux-Rechnern nutzbar. Während ich dies schreibe, sitze ich übrigens an einem Apple iMac und habe parallel ein Onleihe-E-Book geöffnet... Wenn Sie sich zum Beispiel diesen Titel der Münchner Stadtbibliothek ansehen, ist die plattformübergreifende Nutzbarkeit in der Detailanzeige entsprechend ausgewiesen: http://www.bibliothek-digital.de/muenchen/frontend/mediaInfo,0-244-352655215-100-0-0-0-0-0-0-0.html

Dass wir derzeit keine Musikinhalte und Hörbücher an Apple Nutzer ausliefern können, finden wir auch überaus schade, es liegt aber nicht an mangelndem Willen: Apple gibt sein Digital Rights Management (DRM), genannt "Fairplay", bis auf weiteres nicht für Dritte frei, daher können wir es auch nicht in die Onleihe integrieren. Ohne DRM ist aber das Setzen einer Leihfrist technisch nicht möglich, sondern die ausgeliehenen Titel wären endlos nutzbar. Das Verzichten auf ein DRM ist bei Kaufinhalten ja durchaus sinnvoll, aber bei der Onleihe benötigen wir es, da sonst kaum ein Verlag den Bibliotheken digitale Inhalte zur Ausleihe anbieten würde - zumindest nicht zum Preis eines normalen Titels.

In einem Punkt gebe ich Ihnen völlig recht: "Auch wenn Windows den größten Marktanteil hat, sollten gerade Bibliotheken, die sich doch der Vermittlung von Wissen verschrieben haben, darauf achten, dass ihre Inhalte für so viele Nutzer als möglich zugänglich ist." Dieses Ziel teilen wir auch, zumal unser Team auch zum Teil aus Bibliothekaren (m/w) besteht. Umgekehrt darf aber unserer Überzeugung nach nicht der Trend der vermehrten Nutzung digitaler Inhalte an öffentlichen Bibliotheken vorbei gehen, sondern wir möchten ihnen ermöglichen, dort selbst ein attraktives Angebot anzubieten. Dabei arbeiten wir fortlaufend an der Verbesserung des Services, und werden z.B. zur Frankfurter Buchmesse in zwei Wochen ein neues Release der Onleihe veröffentlichen.

Dann wird es übrigens auch möglich sein, Titel direkt auf den E-Book- Reader zu laden, was öffentliche Bibliotheken an der Spitze der digitalen Medienentwicklung positioniert. Und ich will Ihre These mal umdrehen und provokant fragen: Sollen Bibliotheken Nutzern eines E- Book-Readers keine Inhalte bieten dürfen, weil sie gleichzeitig derzeit iPod-Nutzer (noch) nicht mit digitalen Inhalten versorgen können? Das würde auch bedeuten, dass ein Computerprogramm auf CD-ROM nur dann von der Bibliothek angeschafft werden dürfte, wenn es für alle Betriebssysteme vorliegen würde (und dann auch in drei Versionen gekauft wird, mindestens)...

Aber ich denke, wir sind da gar nicht weit auseinander: Sie formulieren mit der plattformübergreifenden Nutzbarkeit als Desiderat ein Ideal, das wir teilen. Und wir arbeiten daran, uns dem anzunähern.

Wenn Sie Interesse an weiteren Informationen haben: Ich werde am 3. November auf einer Veranstaltung zum Thema digitale Medien und Bibliotheken in Bozen sein - eventuell gibt es dort oder auf der Frankfurter Buchmesse Gelegenheit für einen Austausch? Das würde mich sehr freuen!

Mit freundlichen Grüßen aus Wiesbaden

Christian Hasiewicz








Am 06.10.2009 um 20:05 schrieb Andreas Baumgartner:

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Daniel Weger schrieb:
In der Bibliothekswelt divergieren die Meinungen zu diesem sicherlich öffentlichkeitswirksamen, aber inhaltlich wohl noch wenig ausgereiften Angebot zurzeit stark.

Zu den Nachteilen, die der Historiker Klaus Graf im ORF-Artikel genannt hat, kommt noch einer hinzu: Die Onleihe ist auf Grund des Kopierschutzes nur mit aktuellen Windows-Betriebssystemen nutzbar. Benutzer von anderen Systemen wie Linux oder Apple Macintosh bleiben außen vor.

Auch wenn Windows den größten Marktanteil hat, sollten gerade Bibliotheken, die sich doch der Vermittlung von Wissen verschrieben haben, darauf achten, dass ihre Inhalte für so viele Nutzer als möglich zugänglich ist.

Liebe Grüße,
Andreas Baumgartner



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Christian Hasiewicz
Bibliothekarischer Direktor
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