Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Tobias Elsäßer, der jetzt zum ersten Mal auf Lesereise in Südtirol
ist, hat diese bei uns begonnen. (Wir haben ihn selbst "engagiert",
sodass er an die vom Amt organisierten Tage für uns zwei vorne
angehängt hat.) Weil wir also auch die Ersten sind, die mit ihm
Erfahrung gemacht haben, will ich mich hier wieder einmal melden.
Wie alle, zu denen er in den nächsten Tagen noch kommt,
wahrscheinlich schon wissen, hat Elsäßer gerade sein fünftes
Jugendbuch veröffentlicht. Er ist aber nicht "nur" Schriftsteller,
sondern auch Musiker und versteht offenbar auch etwas von EDV;
immerhin hat er Software entwickelt. Außerdem ist er recht
sportlich.
Das alles sind bestimmt schon gute Voraussetzungen, um bei
Jugendlichen (Oberschülern) gut anzukommen. Mein Eindruck ist auch,
dass er trotz seiner immerhin 38 Jahre von seinem Verhalten her noch
recht jugendlich wirkt, ohne dass das gekünstelt wäre.
Die erste Lesung mit Elsäßer heute darf ich sicher als Erfolg
werten, obwohl ich zuerst irritiert war, dass kein einziger Schüler
am Ende der Lesung eine Frage stellen wollte! Das ist mir in 23
Jahren als Bibliothekar noch nicht passiert. Herr Elsäßer nahm das
mit Fassung und Humor, und es zeigte sich bald, dass er Recht hatte:
Als er nämlich Lesezeichen austeilte, bat ihn zuerst ein Schüler um
ein Autogramm und andere folgten natürlich. Ganz nebenbei hat dann
einer erwähnt, er habe sich die Homepage des Autors schon angesehen.
Das war selbstverständlich beruhigend.
Im Übrigen wusste der Autor, dass diese Schüler in einem (für sie
selbst) schwierigen Alter sind und cool wirken müssen. Immerhin
haben sie aufmerksam zugehört. Besonders gefreut hat mich, dass es
für Elsäßers Gitarrenspiel und Singen spontanen Applaus gegeben hat.
Ich hatte schon befürchtet, sie würden das ebenfalls einfach über
sich ergehen lassen, ohne eine besondere Reaktion zu zeigen.
Die Autorenbegegnung war sehr abwechslungsreich und auch humorvoll.
Elsäßer wollte schon nicht, dass ich zu viel über ihn erzähle, das
machte er dann selbst. Gelesen hat er aus "Ab ins Paradies",
angeblich seinem Lieblingsbuch. Das hatte ich auch schon gelesen. Es
hat mir sehr gefallen und wäre eine passende Lektüre für einen
verregneten Nachmittag (wenn man nicht ohnehin auch bei Sonnenschein
gerne liest). Mit Vergnügen gelesen habe ich auch "Abspringen" über
die Probleme des Erwachsenwerdens. Sein neuestes Werk mit dem
schwierigen Thema Selbstmord werde ich mir demnächst vornehmen,
obwohl ich es mit Jugendbüchern eigentlich nicht so habe.
Jedenfalls haben wir mit Tobias Elsäßer einen Treffer gelandet, und
ich bin gespannt, wie ihn morgen die Mädchen der
Hauswirtschaftsschule aufnehmen werden.
Mit freundlichen Grüßen und der Bitte, ab und zu ähnliche Kommentare
von anderen lesen zu können,
Roland Zwerger
Bibliothek im Ballhaus
Andreas-Hofer-Str. 58/2
I-39044 Neumarkt (BZ)
Tel. 0039 0471 820074
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