gestern, acht Tage nach seinem 90. Geburtstag, ist der Dichter Andrea Zanzotto aus dem Veneto verstorben. Er gehörte zu den wichtigsten Schriftstellern Italiens und zu den außergewöhnlichsten der europäischen Poesie.
Mit seinem spracherneuerndem Wirken und einem radikalen Evolutionspotential hat er nachfolgende Generationen wesentlich beeinflusst und nicht weniger die zeitgenössische Poesie mit begründet. Unter dem Beifall von Franco Fortini und Claudio Sereni akklamierte auch Eugenio Montale und Salvatore Quasimodo seine Gedichte, Giuseppe Ungaretti warf ihm das Lob des "freien Dichters" zu und P.P. Pasolini schrieb: "Schreib Deine schönen Verse, Du verrückter Petrarkist!"
Es war Poesie von außergewöhnlicher Kühnheit, die Zanzotto schuf, ohne dabei einer Strömung oder Schule ungebrochen zugehörig zu sein. Viel eher beruft sich der Dichter in einer erprobten, immer wieder gebrochenen, auch diskrepanten Vielfalt von Sprachen, Dialekten und Methoden auf die Selbstreflexion des Dichtens, die den Konflikt zwischen Subjekt und Sprache vor Augen führt und sich auf keine Konstante rückversichern will.
Gespeist bleibt die Dichtung von Andrea Zanzotto jedoch stets von zeitgeschichtlichen Momenten, vom Abtauchen in die Geschichte, von der Relation zwischen einem Ich und der Gesellschaft und der Natur, und schließlich von der Hinterfragung des Transzendenten. Der Bezug zu außersprachlicher Realität wird dabei nie verlassen, die systematische Recherche der thematischen Gewagtheit nie einem autonomen Sprachspiel geopfert.
In Verehrung gedenkt der Verein der Bücherwürmer von Lana des Dichters und verabschiedet sich mit großer Wertschätzung von ihm.
E così sia: ma io
credo con oltrettanta
forza in tutto il mio nulla,
perciò no ti ho perduto o piú ti perdo e piú ti perdi,
piú mi sei simile, piú m` avvicini.
Die für den 19. Oktober geplante Hommage an Andrea Zanzotto, die im Museion von Bozen mit Peter Waterhouse, Ludwig Paulmichl und Donatella Capaldi stattgefunden hätte, ist leider abgesagt.