5. und 6. Oktober 2017
Hofmannplatz 2, Lana
Tagung: Friedrich Hölderlin: Die neun "Nachtgesänge" (1805)
Liebeslieder seien immer „müder Flug“, meinte der große Dichter Friedrich Hölderlin 1803, während er vaterländischen Gesängen das „hohe, das reine Frohlocken“ zubilligte und in Messiaden und Oden „das Prophetische“ erkannte. Damit kündigt er seinem Verleger Wilmans neue Gedichte an, die 1804 als neun „Nachtgesänge“ erschienen und sofort für einen Skandal sorgten. Derlei Verse waren für die Zeitgenossenschaft sonderbar, „abgerissene Laute eines gestörten, einst schönen Bundes zwischen Geist und Herz“, „lächerlich“ und „Nonsens“ und 1846 fand der ganze Zyklus Eingang in eine Rubrik unter dem Titel „Aus der Zeit des Irreseins“.
Nun sind diese Nachtgesänge gewiss dunkel zu nennen und in ihrem zyklischen Zusammenhang auch rätselhaft genug. Warum etwa wären Liebeslieder immer „müder Flug“ und welchen Unterschied will ihnen ihr Autor bescheinigen, wenn er sie jenen Gedichten gegenüberstellt, die da vaterländisch und ein Frohlocken sind? Zieht er einen Unterschied zwischen einer auf das Private ausgerichteten Dichtung und einer, die das Öffentliche angeht? Will er damit vielleicht eine eigene Subjektivität zugunsten einer objektiven Aufgabe zurücknehmen und beschreibt, wie aus dem Brief an seinen Verleger hervorgeht, die moderne Erfahrung der Sinnsuche und Entfremdung?
Allemal zeichnen die „Nachtgesänge“ in der Innigkeit der Melancholie die Verlorenheit, in der sich Hölderlin zwischen einer vergangenen antiken und einer modernen Kultur sah, aber auch an der Grenze zwischen Vernunft und Verzweiflung.
In eindringlichen Lektüren und Gesprächen nähert sich Literatur Lana den neun Gesängen Hölderlins an; dazu gehören u.a. die berühmten Gedichte „Hälfte des Lebens“, „Ganymed“ oder „An die Hoffnung“. Mit renommierten Forscherinnen und Forschern (Felix Christen, Wolfram Groddek, Ulrich Knoop, Annemarie und Gunter Martens, Marit Müller und Roland Reuß) erkundet Elmar Locher die Vielschichtigkeit des Zyklus`, in dem Denken und Leben auf höchster dichterischer Spannung ausgetragen werden.
Das zweitägige Symposion, aus dem ein Publikationsband hervorgehen soll, wird Lehrerinnen und Lehrern der Oberschule als Fortbildung angeboten.
PROGRAMM:
Donnerstag, 5.10.2017
11.00 Uhr
Annemarie Post-Marten und Gunter Maartens im Gespräch: „Chiron“ und „Lebensalter“
16.00 Uhr
Elmar Locher: An die Hoffnung
18.00 Uhr
Felix Christen: Vulkan
20.00
Wolfram Groddek: Blödigkeit
Freitag, 6.10.2017
11.00 Uhr
Marit Müller: Ganymed
18.00 Uhr
Ulrich Knoop: Hälfte des Lebens
20.00 Uhr
Roland Reuß: Der Winkel von Hahrdt
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