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Neue Einheitssystematik

To: <biblio-list@provinz.bz.it>
Subject: Neue Einheitssystematik
From: "Klotz, Volker" <Volker.Klotz@provinz.bz.it>
Date: Wed, 8 Feb 2006 18:48:38 +0100
Sender: owner-biblio-list@provinz.bz.it
Thread-index: AcYs1+R67iaX1p4oQgmxGm7DLhMSXg==
Thread-topic: Neue Einheitssystematik
Liebe Kolleginnen und Kollegen, herzlichen Dank für eure Kritik, die wir als konstruktive Kritik auffassen und auf die wir reagieren wollen.

Wir sollten vielleicht kurz zurückblättern ins Jahr 1999, als auf einer Dienstkonferenz der Mittelpunktbibliotheken die Frage auf der Tagesordnung stand, wie es mit der bisher in Südtirol verwendeten ESSB weitergehen sollte. Zur Diskussion standen der Ausbau der bestehenden ESSB, der Umstieg auf die ASB (Allgemeine Klassifikation für Bibliotheken) oder der Umstieg auf die Dewey-Dezimalklassifikation). Nachdem die Vor- und Nachteile diskutiert worden waren, gab es ein mehrheitliches Votum dafür, die bestehende ESSB auszubauen.

 

Nach den arbeitsorganisatorischen Weichenstellungen im Jahr 1999/2000, wo der Versuch, eine ?AG Systematik? ? bestehend aus Vertretern von Amt, BVS, hauptamtlichen ÖBs, zwei ehrenamtlichen ÖBs und zwei Schulbibliothekarinnen von Mittelschulen - ins Leben zu rufen, gescheitert ist, da sich niemand bereit erklärt hat, in einer solchen AG mitzuarbeiten, wurden in den Monaten August und November 2000 Fragebögen zur ESSB an ÖB und SB ausgesandt.

 

Nach dem Rücklauf und der Auswertung begann im Mai 2001 die konkrete Arbeit. Die vereinbarte Vorgangsweise sah vor, dass von zwei Mitarbeiterinnen im Amt für Bibliotheken und Lesen und im Bibliotheksverband Südtirol die Sachgruppen erarbeitet werden. Diese wurden mit Experten abgeklärt (in der Regel drei). Anschließend erfolgte eine Beteilungsschleife durch die Mittelpunktbibliotheken, daraufhin die Erarbeitung des Stichwortregisters und die ?Erprobung? der einzelnen Sachgebiete in den Testbibliotheken. Die Rückmeldungen wurden gesammelt, bewertet und eingearbeitet, soweit es sinnvoll schien. Es gab vor Ort immer wieder Aussprachen, bei denen es gelang, Verständnisfragen zu klären, Unsicherheiten auszuräumen und ?nachzubessern?.

 

So konnten in den Jahren 2001 ? 2005 alle Sachgebiete überarbeitet und ein weiteres Sachgebiet ?Medizin? eingearbeitet werden. Über den Stand der Entwicklung wurde regelmäßig bei Dienstkonferenzen und bei Bezirkstreffen, auf der Jahreshauptversammlung des Verbandes, im ?Bibliotheksinfo? und im ?Zum Lesen? informiert. Informationsmöglichkeiten hat es aus unserer Sicht genügend gegeben.

Aus gutem Grund wurden die einzelnen Systematikgruppen vorab nicht veröffentlicht, da die Erarbeitung weiterer Sachgebiete ab und an die Korrektur bereits abgeschlossener Bereiche notwendig machte.

 

Eine Entwicklung, die sich parallel dazu in den letzten beiden Jahren abzeichnete, war die Aufstellung nach Interessenkreisen, die eine überlegenswerte Alternative zur ESSB darstellt. Auch um diese Anliegen haben sich die beiden Fachfrauen Jana Wagner und Manuela Kaser gekümmert. Dies auch deshalb, um nicht die Bibliotheken, die den Schritt hin zu einer interessensbasierten Aufstellung machen wollten, durch eine überarbeitete ESSB zu stark zu konditionieren.

 

Fakt ist, dass die Entscheidung, die neue ESSB mit 1. Jänner 2006 zu veröffentlichen vom Bibliotheksverband Südtirol und vom Amt für Bibliotheken und Lesen gemeinsam getroffen wurde und dass wir dies auf den Bezirkstreffen im Herbst auch mitgeteilt haben. Auch auf den beiden Dienstkonferenzen im letzten Herbst war die Einführung der neuen ESSB, ausgehend von den Erfahrungsberichten der beiden Testbibliotheken jeweils zentrales Thema. Nochmals konnten und wurden Probleme aus Sicht der Bibliotheken benannt, die von uns aufgegriffen wurden. So wurde eine ?Musterbibliothek im BISON? angeregt, eine italienische Übersetzung gefordert, aber auch der zeitliche Aufwand der Umstellung betont. Am Einführungsdatum oder der Umstellung der zentralen Medienbearbeitung auf die neue ESSB, aber auch am parallelen Arbeiten mit zwei Systematiken gab es keine Kritik.

 

Ein Stichtag, an dem der BVS, der im Rahmen der mit der Landesverwaltung geschlossenen Konvention eine steuerfinanzierte Medienbearbeitung für ehrenamtlich geführte Bibliotheken anbietet, musste getroffen werden, da es arbeitstechnisch und auch finanziell nicht verantwortbar wäre, wenn der BVS nach alter und neuer ESSB systematisieren und darüber hinaus noch eine Erschließung nach Interessenkreisen anbieten würde. Dieser Stichtag ist nicht zuletzt aufgrund von Rückmeldungen aus den Bibliotheken bewusst auf den 1. Februar 2006 gelegt worden, denn bei einer längeren Übergangsfrist hätten die Bibliotheken noch einige Monate Medien mit alter ESSB erhalten, die sie anschließend selber hätten umsystematisieren müssen.

 

Wir haben uns gemeinsam überlegt, welche Hilfestellungen wir den Bibliotheken bieten können:

 

  • die Registerdateien für Libro 7 und Bibliotheca 2000 wurden erarbeitet und bereitgestellt,
  • die Etiketten werden kostenlos zur Verfügung gestellt,
  • die Übungs- / Einführungsnachmittage dienen dazu, die überarbeitete Systematik vorzustellen und kennen zu lernen,
  • wir bemühen uns deutlich zu machen, dass ein gutes Leitsystem (Beschilderung) die Zugänglichkeit durch den Benutzer optimieren kann und die Aufstellungsproblematik in Grenzen hält.
  • eine Musterbibliothek, in de die neue ESSB angewendet wird, ist im Entstehen und wird über die Homepage des Amtes bzw. des Verbands abgerufen werden.
  •  Beim Ausscheiden kann ? soweit möglich ? die Hilfe von Mitarbeiter/inne/n des Amtes in Anspruch genommen werden.
  • der BVS hat überlegt, eine Bearbeitung des Altbestandes anzubieten. Um die entstehenden Kosten kalkulieren zu können, wird in der nächsten Woche eine Pilotbibliothek umgestellt, um Zeit- und Kostenaufwand zu ermitteln und realistische Kostenvoranschläge erstellen zu können.

 

Damit möchten wir keinesfalls den Arbeitsaufwand herunterspielen, der ein beträchtlicher sein wird und der von der einzelnen Bibliothek zu leisten sein wird. Gerade die Umstellung auf die neue ESSB wird in den meisten Fällen nur schrittweise möglich sein und sich ähnlich wie es die Erfahrungen der Testbibliotheken zeigen, über einen längeren Zeitraum hinziehen. Die Erfahrungen zeigen aber auch, dass die Bibliotheksbenutzer in den allermeisten Fällen mit der Übergangsphase mit zwei Systematiken ohne Probleme zurecht gekommen sind.

 

Es gibt ? und damit sind wir am Ende ? kein Patentrezept für solche ?Projekte? wie es die Erarbeitung und die Umsetzung der ESSB darstellt. Gemeinsam müssen wir nach dem bestmöglichen Weg suchen und überlegen, wie wir diesen Weg gemeinsam gehen können.

Über konstruktive Kritik freuen wir uns, da sie zeigt, dass sich Bibliotheken aktiv mit Weiterentwicklungen auseinandersetzen.

Wichtig ist uns, dass diese auf eine sachlichen Ebene bleibt und in einem Ton geführt wird, der auch morgen noch ein Miteinader möglich macht.

 

 

Mit lieben Grüßen aus dem Amt für Bibliotheken und Lesen und dem Bibliotheksverband Südtirol

 

 

Volker Klotz     Johannes Andresen    Manuela Kaser           Jana Wagner

 

 

 

PS: Um auf die Frage zu antworten, ob auch in anderen Landschaften Umstellungsarbeiten notwendig waren: in Deutschland (ASB / 1999) und Österreich (ÖSÖB / 2004) wurden nach der Erarbeitung von Klassifikationen vom Umsystematisieren des Bestandes gesprochen und davon, dass vorher ausgeschieden werden soll.

 
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Autonome Provinz Bozen-Südtirol
Amt für Bibliotheken und Lesen
Dr. Volker Klotz
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