Liebe Kolleginnen und Kollegen,
es wird nicht leicht sein, die Begriffe Leseratte und Bücherwurm aus
dem Sprachgebrauch zu verdrängen. Immerhin haben beide Eingang in den
Duden gefunden.
Gestört haben mich diese Bezeichnungen auch schon lange, und ich habe
das auch bei diversen Kursen seit zwei Jahrzehnten schon gesagt.
Es kommt immer auf die Verwendung im Zusammenhang an. Dabei haben wir
es ja vielfach selbst in der Hand, wie aus unserer Branche berichtet
wird.
Ich darf mich bestimmt als großen Tierfreund bezeichnen, doch passen
mir auch die Lesemäuse nicht, weil man dabei wohl in erster Linie an
Kinder denkt. Sie sind freilich unsere vornehmlichen "Arbeitgeber" und
in jedem Fall unsere Zukunft, doch sollen die Bibliothek - auch die
kleine örtliche - nicht nur als Aufenthaltsort und Lesen nicht nur als
Freizeitbeschäftigung für Kinder angesehen werden. Bildung darf
durchaus Spaß machen, sie muss aber ernst genommen werden.
Bei erwachsenen Lesern könnte man beispielsweise öfter von Literaturfreunden sprechen, wobei der Begriff
Literatur natürlich weit gefasst sein kann. In dieser Hinsicht neutral,
aber immer positiv wäre Bücherfreund.
Als neue, doch wohl etwas witzige Wortschöpfungen fielen mir "Leseliesl" und "Leseluisl"
ein, obwohl die einst in Südtirol sehr gebräuchlichen Vornamen heute
für Kinder kaum noch in Gebrauch sind. Man könnte damit aber wenigstens
ab und zu das sich in den Büchereien ausbreitende Ungeziefer
zurückdrängen.
Es hat nicht direkt mit dieser Sache zu tun, doch zeigt es, dass unser
Vorbild nicht immer ohne Wirkung ist:
Ich selbst habe im Rahmen des Südtiroler Lesefrühlings in unserer
Bibliothek das "Dreimaldrei der Literatur" durchgeführt, und siehe da:
im Sender Bozen gibt es nun das "Viermalvier!"
Einen schönen Sommer und viel Freude mit kleinen und großen Leserinnen
und Lesern, dicken und dünnen Büchern, viel Sonne und genügend Regen
wünscht allen
Roland Zwerger
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