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Re: Unkenruf (?) gegen Bürgerkarte

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Subject: Re: Unkenruf (?) gegen Bürgerkarte
From: Andreas Baumgartner <lists+biblio-list@andreas.bz.it>
Date: Mon, 19 Apr 2010 22:53:27 +0200
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Liebe Liste,

nachdem es um die Bürgerkarte schon wieder still geworden ist, möchte
ich das Thema nochmals aufgreifen und die E-Mails einiger meiner
Vorredner kommentieren.


Roland Zwerger schrieb:
> Wie soll das übrigens mit den "Bürgerkarten" für Kinder aussehen?
Gleich wie bei Erwachsenen. Auch heute schon besitzt jedes Kind einen
Sanitätsausweis, je nach Alter vielleicht ein Busabonnement, einen
Bibliotheksausweis, ... Das Prinzip ist also dasselbe.

> Ich wiederhole, was ich schon öfter geäußert habe: Ich halte auch 
> den landesweit gültigen Leserausweis für keine besonders gute Idee.
>  "Eintagsfliegen" in der Bibliothek, d.h. auswärtige Besucher, die 
> zufällig einmal in die Bibliothek geraten und etwas Interessantes 
> finden, müssen überdurchschnittlich oft gemahnt werden, und nicht 
> selten sind die entliehenen Sachen unwiederbringlich verloren!
Ich hingegen würde es begrüßen, hätte man auf einen Schlag Zugang zum
gesamten Bestand aller Südtiroler ÖBs - immerhin knapp 2 Millionen
Medien (lt. aktueller "zum lesen").
Dass die Verlustrate überdurchschnittlich ansteigen würde, kann ich
mir nicht vorstellen.

> In einem deutschen TV-Sender habe ich vor Kurzem eine Dokumentation
>  über den Aufwand gesehen, der heute mit EDV getrieben wird.
Quelle?


Margareth Ebner schrieb:
> ja, so eine Bürgerkarte ist wirklich toll. Nur mehr eine Karte, nur
>  ein Geheimcode und somit immer alles gleich bei der Hand. Und 
> wegen der Daten, was soll da schon so Persönliches drauf sein? 1. 
> Sanitätskarte: alle Blutwerte, Krankheiten, Gebrechen, Operationen,
>  Medikamentenkonsum, Arztbesuche... 2. Buskarte: wo man wann und 
> wie oft hinfährt 3. Skipaß usw.: Freizeitaktivitäten, wann tut man 
> was 4. Bancomat-Karte: ersichtliche Daten: Arbeitsplatz, Gehalt, 
> Kaufverhalten, Kontostand, Urlaubverhalten.... 5. 
> Bibliotheksausweis: was liest oder schaut man, wann und wie oft
Wie Sie richtig erwähnen, werden all diese persönlichen Daten bereits
heute schon gespeichert. Allerdings - und das ist der Knackpunkt -
gibt es niemanden, der auf all diese Daten *gleichzeitig* Zugriff hat.
Dies würde sich auch durch eine Bürgerkarte nicht ändern. Schließlich
werden auf der Karte selbst *keine* Daten gespeichert (soviel
Speicherkapazität steht gar nicht zur Verfügung).

Die Bürgerkarte funktioniert exakt so wie beispielsweise ein
x-beliebiger Bibliotheksausweis: Auf der Karte wird lediglich eine
persönliche, eindeutige Nummer hinterlegt (ähnlich eines Strichcodes).
Jede teilnehmende Institution (Sanitätsbetrieb, Transportunternehmen,
Skiverbund, Bank, Bibliothek, ...) verknüpft ihrerseits diese Nummer
mit dem jeweiligen Datenbestand; die Daten dringen jedoch nicht nach
außen.

Als Beispiel: Wenn ich meinen Sanitätsausweis hernehme, sehe ich auf
der Hinterseite einen Strichcode und unten eine Identifikationsnummer.
In meinem Fall lautet sie 80380000410000770677. Diese Nummer enthält
keinerlei persönliche Daten über mich selbst - allein der
Sanitätsbetrieb weiß, was hinter dieser Nummer steckt. Im Szenario der
Bürgerkarte könnte ich jetzt mit dieser Nummer in meine Bibliothek
marschieren und vereinbaren, dass ich mit dieser Nummer auch Zugriff
auf mein Bibliothekskonto bekomme. Dies bedeutet jedoch *nicht*, dass
die Bibliothek jetzt plötzlich Zugriff auf meine Sanitätsdaten hätte.
Die kryptische Nummer dient lediglich als "Zugangsschlüssel" zu meinen
Daten; die Daten selbst sind nicht enthalten. Genau nach diesem
Prinzip funktioniert auch die Bürgerkarte.

> So lange die Karte und die Daten in sicheren Händen sind, wird 
> schon nicht viel passieren, auch wenn mir allein die Tatsache, dass
>  sie alle so auf einen Klick einsehbar sind, überhaupt nicht
> behagt.
Genau dies ist eben nicht der Fall, die Daten verbleiben in den
jeweiligen Institutionen.


Ich hoffe, einige Ängste und Befürchtungen etwas entkräftet zu haben.

Liebe Grüße,
Andreas


PS: Im Übrigen bin ich der Letzte, der mit seinen persönlichen Daten
hausieren geht. Im Gegenteil, ich habe schon des Öfteren von den
Rechten Gebrauch gemacht, die das Gesetz 196/2003 (der
berühmt-berüchtigte Datenschutzkodex) vorsieht. Allerdings bin ich der
Meinung, dass Panikmache niemandem hilft.


-- 
Andreas Baumgartner
www.andreas.bz.it | http://twitter.com/bmgnrs


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