© Landesbibliothek „Dr. Friedrich Teßmann“
„Zuber oder Was werden wir uns zu erzählen haben“
JOSEF OBERHOLLENZER
DER SCHRIFTSTELLER liest aus seinem Buch und SPRICHT MIt DER JOURNALISTIN NINA SCHRÖDER darüber, wie Erinnerung funktioniert
und WIE SICH seine RomanFiguren immer mehr Raum in seinem Denken erobern.
„Zuber“ so nennt sich nach „Sülzrather“,
mit dem Josef Oberhollenzer 2018 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stand, der zweite Roman seiner Trilogie.
Im Zentrum dieses Romans steht der fiktive Ort Aibeln bei Feldthurns, über den die Weltgeschichte im 20. Jahrhundert mit aller Gewalt hereinbricht. Die kleinen oder großen Familiengeschichten
des Ortes werden verdrängt und überlagert. Die politischen Willkürmaßnahmen des Faschismus geben plötzlich den Rhythmus des Lebens vor und zeigen ihre Wirkungen auch noch eine Generation später. Dabei wird nicht einmal darüber geredet, was geschehen ist. Doch
unter der dünnen Schicht des gemeinsamen Schweigens gären Gefühle von Ohnmacht, Scham, Wut.
Sültzrather, der Aibelner Zimmermann, der nach einem Sturz vom Baugerüst und der nachfolgenden Querschnittslähmung begonnen hatte, gegen das Vergessen anzuschreiben, erfährt nach und nach
die Gründe für das kollektive Trauma. Stückchenweise setzt er die Ereignisse als ein Erinnerungs-Puzzle zusammen. Denn immer ist das Erzählte vielfach gebrochen, von einem Erzähler zum nächsten. Nie kann man sich des Gesagten sicher sein.
Im Mittelpunkt seiner Suche steht der eigene Bruder, der nie auf die Welt kam, weil die Mutter im Stall eine Fehlgeburt erlitt. In seinen Träumen nennt er ihn
Zuber.
JOSEF OBERHOLLENZER, geboren 1955 im Südtiroler Ahrntal, lebt
in Bruneck. Er schreibt Lyrik, Prosa und Theaterstücke und veröffentlicht regelmäßig in Zeitschriften und Anthologien. Seine Texte wurden mehrfach vertont von Musikern unterschiedlichster Provenienz, von dem zeitgenössischen Komponisten Anton Prestele über
den Bozner Liedermacher Benno Simma bis zur Rockband „Still Blind“. Mit seinem Roman „Sültzrather“ stand er auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2018. Sein jüngstes Werk „Zuber oder Was werden wir uns zu erzählen haben“ erschien 2020 im Folio Verlag.
NINA SCHRÖDER,
geboren 1961 in Einbeck (D). Sie studierte an den Universitäten München und Berlin Germanistik, Theaterwissenschaften, Kunstgeschichte und Politik. Seit 1989 lebt sie als Journalistin in Südtirol, zunächst beginnend bei der Wochenzeitung FF. Zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen.
Seit 1997 lebt sie mit Josef Oberhollenzer in Bruneck und arbeitet als Journalistin für Rai Südtirol in Bozen. Gemeinsam haben sie einen erwachsenen Sohn.
FR, 30.04.2021, AB 11:00 UHR ONLINE!
Die Autorenbegegnung wurde im FritzCube, dem
Videolab der Landesbibliothek „Dr. F. Teßmann“, aufgezeichnet und wird am 30.04.21 um 11:00 Uhr
auf dem YouTube-Kanal und der Webseite der Landesbibliothek
https://www.tessmann.it veröffentlicht.