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AW: Kritische Beobachtungen (was: Verdienstmedaille ...)

To: "Maurizio Grilli" <Maurizio.Grilli@claudiana.bz.it>, <biblio-list@provinz.bz.it>
Subject: AW: Kritische Beobachtungen (was: Verdienstmedaille ...)
From: "Daniel Weger" <Daniel.weger@bvs.bz.it>
Date: Wed, 25 Jul 2012 13:15:28 +0200
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Thread-topic: Kritische Beobachtungen (was: Verdienstmedaille ...)

Hallo Maurizio,

 

vielen Dank für deine Replik!

Es liegt in der Natur der Sache, dass man von positiven Entwicklungen berichtet, während man die Schattenseiten weniger groß in die Welt posaunt ;-)

 

Du hast mit deinen Anmerkungen durchaus Recht.

Während viele Bereiche sich wirklich sehr positiv entwickelt haben in den letzten Jahren (und da sind wir heute durchaus Modell für andere Regionen in Europa), gibt es zwei große Baustellen, an denen gearbeitet wird, wo aber das Ende der Bauzeit leider nicht konkret benannt werden kann: das ist zum einen die DOS-Software, mit denen unsere (dt.) Schulbibliotheken immer noch arbeiten müssen, und zum anderen der Verbundkatalog (Bison), der in seiner derzeitigen Form weder alles umfasst noch optisch oder technisch vorzeigbar ist.

 

Die Vision ist eigentlich schon seit langem das, was du dir auch wünschst, nämlich ein gemeinsamer Verbundkatalog, der perfekt funktionieren und alle Bibliotheken Südtirols mit aufnehmen sollte („dt.“ und „it.“, ÖBs, WBs, SBs, FBs). Die Komplexität der Technik (verschiedene Softwarelösungen, verschiedene „Geschwindigkeiten“) auf der einen Seite und der unter einen Hut zu bringenden verschiedensten Realitäten (von der kleinen Pfarrbibliothek über die DOS-Schulbibliothek bis hin zur großen wissenschaftlichen Bibliothek) haben eine Realisierung bisher verhindert.

Ein solcher Verbundkatalog wäre auch die Basis für ein schönes Südtiroler Bibliotheksportal nach außen („front office“), dessen Inbetriebnahme ohne befriedigende Recherchemöglichkeit (Verbundkatalog) jedoch wenig sinnvoll wäre. (Anm.: Auch ein solches Bibliotheksportal steht schon lange auf den Strategiepapieren des Amtes für Bibliotheken und Lesen; siehe zB Domain-Reservierung hier.) (Anm.2: auch für eine entsprechende Smartphone/Tablet-App z.B. ist ein Verbundkatalog die Voraussetzung, denn die Literaturrecherche ist jenes Element, das mobil bei einer Bibliotheks-App gefragt ist.)

 

Zur digitalen Welt: das ist eine Herausforderung, die die gesamte Bibliothekswelt in Bann hält, die aber deswegen natürlich nicht vor uns hier im Ländchen Halt macht.

Ich glaube, dass wir in den Bibliotheken vor Ort sehr viele engagierte Menschen haben, die sehr offen und sehr aktiv sowohl an den „traditionellen“ Aufgaben als auch an den neuen Herausforderungen arbeiten und so nutzerzentriert denken und handeln wie kaum eine andere Stelle in der öffentlichen Verwaltung.

Zentral versuchen wir hier immer wieder Inputs zu geben und über neue Entwicklungen zu informieren.

Ohne jetzt wieder auf das Vermitteln rein positiver Nachrichten verfallen zu wollen, möchte ich doch drei aktuelle Beispiele nennen, die zeigen sollen, wie wir versuchen, die technologische Entwicklung nicht zu verschlafen (Stichwort: Kind bedient Smartphone):

-          seit 1,5 Jahren bietet die LB Teßmann südtirolweit die Onleihe an (www.biblio24.it), zu einem Zeitpunkt, wo im außeruniversitären Bereich (noch) absolut kein Mensch erwartet, von den Bibliotheken kostenlos E-Books zum Download zu erhalten

-          gerade gestern habe ich (privat) eine Liste mit inzwischen schon 16 (!) Südtiroler Bibliotheken erstellt, die über einen eigenen Facebook-Auftritt verfügen (leider nur für Menschen mit FB-Account hier abonnierbar), und das in Zeiten, wo die sozialen Netzwerke in der öffentlichen Verwaltung (Gemeinden) nicht nur ein Fremdwort sind, sondern der Zugriff darauf auch technisch gesperrt ist …

-          seit kurzem gibt es auch bei uns die ersten öffentlichen Bibliotheken, die ihren Leser/innen E-Book-Reader zum Ausleihen und iPads zur Nutzung in der Bibliothek anbieten (an die Mail angehängt die Faltblätter, die die Öffentliche Bibliothek Toblach zur Info an die Nutzer/innen mit ausgibt)

 

Nichtsdestotrotz gilt es, gerade in Zeiten, wo die Geldmittel knapper werden und zugleich der Rechtfertigungsdruck ansteigt, bisherige Errungenschaften nicht über Bord zu werfen und zugleich weiter hart an den gesteckten Zielen zu arbeiten. Je mehr dies auch _gemeinsam_ gelingt und mit der Mithilfe und der Einbeziehung von vielen Einzelnen, umso besser!

 

Herzliche Grüße

Daniel

 

 

Dr. Daniel Weger
Bibliotheksverband Südtirol
Penegalstr.
17/b
I-39100 Bozen
Tel. +39 0471 28 57 30
Fax +39 0471 40 95 53
www.bvs.bz.it 

 

 


Von: owner-biblio-list@provinz.bz.it [mailto:owner-biblio-list@provinz.bz.it] Im Auftrag von Maurizio Grilli
Gesendet: Mittwoch, 25. Juli 2012 11:46
An: biblio-list@provinz.bz.it
Betreff: AW: Verdienstmedaille des Landes Tirol 2012 an Bibliothekar/innen

 

Daniel Weger schreibt: “in der Tageszeitung Dolomiten wurden am Samstag die Empfänger/innen der Verdienstmedaillen und Verdienstkreuze ...“
Liebe Liste, lieber Daniel,
es ist immer schön gute Nachrichten zu lesen, besonders in dieser Zeit, wo es überall in der Presse immer nur Negatives zu lesen und zu hören ist. Selbst in einer Krisenzeit wie diese ist es nicht möglich, dass alles negativ ist...
In unserer Liste lese ich aber so gut wie nur über positive Sachen und auch das ist unrealistisch. Ich vermisse ein bisschen kritische Beobachtungen, damit man richtig fortschreiten kann. Wollte man z.B. im Südtirol schnell wissen, ob und wo und wie der Zauberberg von Thomas Mann oder Il sentiero dei nidi di ragno von Italo Calvino verfügbar sind, wie macht man das? Gibt es einen Südtiroler Verbundkatalog? Wird es daran gearbeitet? Ein anderer Punkt: das digitale Zeitalter hat schon vor einiger Zeit angefangen, was tun wir, damit die elektronischen Datenträger weiterhin so übersichtlich, haptisch, ergonomisch und angenehm sichtbar bleiben wie auf dem guten alten Holzregal? Und noch etwas vermisse ich: Verbundkatalog heißt back office, wird es an einem front office gearbeitet? Ein Südtiroler Bibliotheksportal auf dem die BürgerInnen in dieser Ecke Welt die Informationen leicht und angenehm finden können, die sie zu ihrem beruflichen Leben und ihrer Freizeit brauchen? Vorsicht ich rede immer von Südtirol, wie ich von Emilia-Romagna oder Campania oder Baden-Württemberg reden würde. Also von EINEM Südtirol. Draußen überall drum herum gibt es eine Welt, die immer mehr international ist, die sich an internationale Speicherformate und Katalogisierungsstandards hält. Wir, so scheint es mir, schauen ein bisschen zu intensiv jeder innerhalb des Rahmes des eigenen Tellerrandes, um einen Bereich zu verteidigen und Dinge zu schützen, die schon längst keiner mehr angreift. Wenn wir so weiter machen, werden wir einmal den Blick heben und entdecken, dass wir alleine geblieben sind, denn die neuen Generationen wollen vor allem leben und leben in einer normalen Umgebung mit normalen Erfolgen, normalen Problemen, normalen Leidenschaften und normalen Enttäuschungen wie alle anderen neuen Generationen in Europa. Auf dem letzten Slight der PPT-Präsentation des Holländer Gastes, der vor zwei Jahren uns auf dem Verband-Kongress berichtet hat, gab es ein kleines Kind, das mit einem smartphone nach Informationen gesucht hat. Es gab eine Anspielung zu den Erwachsenen, die die technologische Entwicklung verschlafen haben. Das war keine weite Zukunft, sondern die absolute Gegenwart. Also eigentlich ist es schon zu spät. Wie wäre es, wenn wir (das ganze Südtiroler Bibliothekswesen) ohne zu zögern zu einem gemeinsamen Südtiroler Back- bzw. Frontoffice arbeiten würden? Und das mit der absolut einzigen Einstellung, ausschließlich für den Vorteil unserer Benutzer zu arbeiten?

Liebe Grüße
Maurizio Grilli
Scuola Provinciale Superiore di Sanità
Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe
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maurizio.grilli@claudiana.bz.it
Tel. +39-0471-067213
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